Hausmusik am 9. November 2018
„Keine Experimente!“ Jener legendäre, bei der Bundestagswahl im Jahr 1957 so erfolgreiche Wahlspruch Konrad Adenauers fand bei dieser „Hausmusik in Butendorf“ nicht die geringste Beachtung. Die Gitarristin Sabine Thielmann und der Schauspieler Kai Bettermann – gemeinsam das Ensemble LeDeux – hatten die literarische Liebeskunst von über zwei Jahrtausenden durchforstet und die Fundstücke ebenso treffsicher wie humorvoll mit virtuosen Gitarrenkompositionen kombiniert. Als Ergebnis präsentierten sie ihr Programm „Tausendfältig sind die Spiele der Liebe – oder Vorstoß ins Ungewisse“. Etwa zwei Dutzend Gäste aus Dorsten, Gelsenkirchen und Gladbeck ließen sich mitnehmen auf einen kurzweiligen Zickzacklauf durch die Literaturgeschichte. Dabei wurden unter anderem züchtig-zurückhaltende Texte aus dem biblischen Hohenlind, des römischen Dichters Ovid oder von Walter von der Vogelweide ergänzt durch die deftigen Verse eines Celander, der im späten 17. Jahrhundert studentische Wonnevorstellungen zu Papier gebracht hatte. Zudem steuerten auf dieser literarischen Reise auch modernere Poeten ihre Imaginationen über die Wunder und Wirrnisse der Liebe bei. Gekonnt deklamierte Kai Bettermann die dichterischen Liebesgedanken und wählte gelegentlich auch die gesungene Vortragsweise. Untermalt wurde er dabei durch das feine und stets akzentuierte Gitarrenspiel von Sabine Thielmann, die Werke von Komponisten wie Isaac Albeniz, Federico García Lorca und Gaspar Sanz, aber auch Wolfgang Amadeus Mozart, Niccolò Paganini und Franz Schubert ausgewählt hatte. Wie im Stiftshaus üblich, folgte noch eine Zeit des Beisammenseins mit einer kräftigen Stärkung und zwei leichten badischen Weißweinen aus dem Weingut Franz Xaver in Waldkirch-Bucholz (Breisgau). Dabei waren sich die Gäste einig: das Experiment dieses schwül-witzigen Abends war gelungen.